Marcato Pastadrive, Kompatibilität
August 18, 2024Su cibiru Setaccio
Heute entführe ich euch in das traditionelle Sardinien in dem Körbe noch fester Bestandteil einer jeden Brautausstattung waren.
Su sadazzu bzw. su ciùiri, so heissen diese Körbe im sardischen Dialekt, vereinzelt nennt man sie auch “ciuliri” oder “su scibiru”. Oder wenn es auch für Italiener verständlich sein soll, die den sardischen Dialekt nicht verstehen, dann spricht man von einem “Setaccio” (gesprochen Setatscho), was übersetzt soviel wie ein Sieb bedeutet.
Auf den ersten Blick ist dieser Strohkorb tatsächlich nur ein Sieb. Zum Aussieben wurde er früher auf Sardinien genutzt, zum Beispiel um die Kleie vom Grieß zu trennen: Alles was zu klein war fiel durch.
Der Korb hat es aber in sich, er ist der Beweis der sardischen Vergangenheit voller Einfallsreichtum und großer Kunst: Gnocchi sardi, bekannt auch unter dem Namen Malloreddus, wurden früher in solchen Körben produziert.
D.h. in Zeiten, in denen das Gnocchibrettchen aus Holz noch nicht erfunden war, wurden Gnocchi sardi über die Streben von so einem Körbchen mit leichtem Druck abgerollt und dann klassisch auch darin bis zum Verzehr aufbewahrt. Denn zum Trocknen eignen sich die Körbchen auch.
D.h. 3 Eigenschaften in nur einem Korb:
Sieben, Pastaproduktion und Trocknen
Ein wahres Universaltalent – ein Utensil was früher täglich im Gebrauch war und heutzutage fast vollständig verschwunden ist.
Für alle, die den Korb im Einsatz sehen möchten, könnt ihr es euch zum Beispiel in diesem Video der Pasta Grannies anschauen oder hier auf Facebook.
Wie kam unser Shop zu diesem Körbchen?
Thomas hat uns vor ein paar Wochen ein Rätsel aufgegeben und fragte, ob wir nicht so ein historisches Körbchen zur Gnocchiproduktion auftreiben könnte. Wir lieben Rätsel und haben die Herausforderung sehr gerne angenommen.
Bei der Recherche haben wir einige Rückschläge hinnehmen müssen. In Italien auf dem Festland gibt es zwar noch einige Korbflechter, aber auf Sardinien ist das ein Gewerbe, dass nahezu ausgestorben ist.
Fast immer, wenn wir den Namen eines sardischen Korbflechters herausgefunden haben und recherchiert haben, durften wir feststellen, dass derjenige schon längst verstorben war und wir schlichtweg ein paar Jahre zu spät dran waren mit der Suche.
Auch die Geschäfte, in denen man früher diese Körbe auf Sardinien kaufen konnten, hatten entweder ihren Betrieb vor ein paar Jahren eingestellt oder sagten, dass der Produzent altershalber aufgehört habe oder verstorben sei und sie selbst auf Sardinien keinerlei Möglichkeit mehr haben an Nachschub heranzukommen. D.h. auch auf der Insel ist es gar nicht so leicht einen zu finden und wenn man einen hat, dann hütet man ihn und gibt ihn von Generation zu Generation weiter.. Irgendwann habe ich dann doch einen gefunden. Auf der Suche nach einer Ferienwohnung für die Sommerferien, da hing einer an der Wand neben anderen Körben als Dekoration. Aber ich kann dem Gastgeber ja nicht seine Wanddekoration bei der Abreise mitnehmen, das macht man ja nun wirklich nicht. 😊
Irgendwann hat es dann doch geklappt und wir sind sehr froh, Ignazio als einen der letzten Korbflechter Sardiniens kennengelernt zu haben.
Ihr seht auf den Fotos zwei Körbe. Der erste helle ist ein handgeflochtener Korb von Ignazio, genau so einen bekommt ihr, wenn ihr bei diesem Angebot zuschlagt. Wobei Ignazio sagt, das Foto sei alt, das Foto sei der allererste Ciliru den er geflochten hätte und er hätte im Laufe der Zeit eine Routine entwickelt, es gleichmässiger zu flechten. Aber natürlich, jeder Korb ist ein Einzelstück und jeder wird etwas anders ausfallen.
Das zweite Bild mit dem etwas dunkleren Korb, das ist ein antiker Korb aus der privaten Sammlung von Ignazio, dieser ist unverkäuflich. Mit diesem Bild möchten wir euch nur zeigen, wie die Farbe der Binsen sich im Laufe der Zeit verändern. D.h. mit zunehmenden Alter wird auch euer Korb nachdunkeln.
Was ist das Besondere an den Körben aus Sardinien – warum lässt man sich nicht einfach woanders einen flechten, wo es noch Korbflechter gibt?
Das Flechthandwerk auf Sardinien wurde ursprünglich für die Fischerei eingesetzt. Die sardischen Binsen haben den Ruf besonders formbar und widerstandsfähig zu sein. Die sardischen Binsen machen es einem aber auch nicht leicht, sie wachsen nur in wenigen sumpfigen Gegenden Sardiniens und wenn man sie findet, hat man nur ein kurzes Zeitfenster von wenigen Wochen im Jahr zum Abschneiden. Stimmt das Klima nicht, verlieren die Binsen nach der Trocknung ihre Eigenschaften, sind dann nicht mehr so dehnbar und auch nicht so widerstandsfähig.
Hier könnt ihr den Ciuliri erwerben, ganz sicher kein Produkt von der Stange und selbst auf Sardinien nichts, was man heutzutage an jeder Ecke findet.